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Ausgabe Juni 2024
Br. Josef Rohmfeld bereichert und inspiriert seit über 65 Jahren die Bruderschaft mit seinen wertvollen Beiträgen.
Ein Leben lang begleitet den Diplom-Physiker die bild- und gedankenlose Zen-Meditation auf seinem freimaurerischen Weg. Die zeitlosen Antworten von Br. Josef Rohmfeld sind eine wahre Inspirationsquelle und aktueller denn je, insbesondere für die Brüder seiner Johannisloge „Lynkeus der Türmer“ in Nürnberg (www.freimaurerorden-nuernberg.de).
„Ein Mystiker ist jener, der erfahren hat, dass in seinem Selbst ein göttlicher Kern lebt. Auch schon C. G. Jung hat aus seinen Forschungen erfahren, dass ein autarker Kern im Unterbewusstsein vorhanden sein muss.“ Br. Josef Rohmfeld
Was hat Sie zur Freimaurerei gebracht?
Br. Josef Rohmfeld: Ich empfing das freimaurerische Licht im Januar 1959 in der Loge „Zu den Drei Säulen an der Isar“ in München. Lassen Sie mich aber erst einiges erzählen, bis es so weit war.
Ich wurde am 4. Januar 1929 in einem harten Winter in der Nord Mährischen Kleinstadt Müglitz an der March geboren. Im gleichen Jahr ereignete sich der Große Börsenkrach.
In der Oberschule erzählte uns ein junger Pfarrer im Religionsunterricht, wie sich der Erfinder des Blitzableiters und einer der Gründungsväter der USA, der Freimaurer Benjamin Franklin, sich in die höchsten politischen Ämter durch Selbsterziehung emporgearbeitet hatte, indem er sich eine Liste anfertigte von Eigenschaften, die er an sich verbessern wollte. Einige davon nahm er sich besonders vor und kontrollierte sie täglich, um festzustellen, welche Fortschritte er gemacht hatte.
Mit dieser Methode begann ich schon als Junge an mir zu arbeiten und diese ist bis heute ein Bestandteil meiner Arbeit am Rauen Stein.
Während meines Physikstudiums an der TU in München besuchte ich auch viele philosophische, psychologische und religiöse Vorträge und stieß dabei auf die Einführungsvorträge der Rosenkreuzer, in denen darauf hingewiesen wurde, dass in der Freimaurerei mit Symbolen gearbeitet wird.
Schließlich entdeckte ich den Diskussionskreis „Am offenen Kamin“ in Schwabing, der von Arthur von Hüls geleitet wurde. Wie sich später herausstellte war er ein Ordens-Freimaurer. Zu einem der Diskussionsabende lud er den damaligen Logenmeister Br. Vogt ein. Seine Einführungsübersicht über die Ordensfreimaurerei faszinierte mich sehr – zunächst über die Arbeit am Rauen und Kubischen Stein, und dann noch, dass die Bibel das höchste Licht der Ordensfreimaurerei ist.
Danach führte ich ein abendliches Gespräch mit dem Studentenpfarrer. Ich fragte ihn über meine Absicht zur Freimaurerei zu gehen. Damals hielt die katholische Kirche eine gleichzeitige Mitgliedschaft in der Ordensfreimaurerei für nicht möglich. Um mich zu vergewissern, bat ich den Studentenpfarrer um ein diesbezügliches Gespräch.
Der Studentenpfarrer, ein Jesuit, empfing mich freundlich, ging einige Zeit nachdenklich auf und ab und gab mir dir folgende salomonische Antwort „Wenn Sie der Orden in die Ausübung und Anwendung der Sitten und Gebräuche der Kirche nicht behindert, ist nichts dagegen einzuwenden.“
Etwa zur gleichen Zeit wurde ich auf einen Meditationskurs aufmerksam und legte den Grundstein für die bild- und gedankenlose Zen-Meditation, die mich mein Leben lang auf meinem freimaurerischen Weg begleitete.
Was ist für Sie das Wichtigste als Freimaurer?
Br. Josef Rohmfeld: Es ist die christliche Grundlage nach Paulus, nach der ich meine Arbeit am Rauen Stein ausführe. Die Bekehrung vom Saulus zum Paulus beindruckte mich sehr stark und besonders sein Zuruf an die Gläubigen: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (Kor 3,16)
Bei meinem Studium über die Mystik bewegte mich besonders die von Meister Eckhart. Er spricht vom göttlichen Seelenfünklein im Herzen des Menschen.
An Meister Eckhart erinnerte ich mich später als ich folgendes von Br. Otto Hieber[1] las:
„Ebenso wenig wie das Geheimnis der Malerei in Pinseln und Farben besteht, so ist auch das Geheimnis der Königlichen Kunst nicht in den Mitteln und Wegen, d.h. in unseren Symbolen und Riten zu suchen, (…) das eigentliche Geheimnis der Freimaurerei aber sind sie nicht, es sind die Erkenntnisse über Gott und uns selbst, die nur in tiefster Versenkung erfahren werden und sich vor unserem seelischem Auge einstellen wird wenn wir es nicht vermuten (…).“
Bei einem Urlaub in Spanien besuchte ich auch das Kloster San José in Ávila. Dieses wurde von der Mystikerin Teresa von Ávila 1562 gegründet. Sie muss eine Frau mit einer besonderen Ausstrahlung gewesen sein und genoss bei ihrem Bischof hohes Ansehen. Ihre Spiritualität vermittelte sie ihren Karmelitinnen im „konzentrierten Dasitzen“ vor Gott ohne Bilder und ohne Gedanken.
Der Theologe und Jesuit Karl Rahner drückt es so aus:
„Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“
Wer kennt sie nicht, diese berühmten Worte von Karl Rahner. Darüber nachzudenken, lohnt sich. Denn nur durch den verinnerlichten Glauben an Gott erlangt man das wahre Leben.
Ein Mystiker ist jener, der erfahren hat, dass in seinem Selbst ein göttlicher Kern lebt. Auch schon C. G. Jung hat aus seinen Forschungen erfahren, dass ein autarker Kern im Unterbewusstsein vorhanden sein muss.
[1] Anmerkung der Redaktion: Br. Otto Hieber (1840 – 1929), Geheimer Sanitätsrat und Freimaurer in Königsberg, war Kapitelmeister des Provinzialkapitels von Preußen und Ordenssenior der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Er prägte deren Lehre durch zahlreiche exegetische Schriften, die bis heute Gültigkeit haben. Er war Ehrenmitglied von etwa 90 Logen.
Wie hat die Freimaurerei Sie und Ihr Leben verändert?
Br. Josef Rohmfeld: Um es in Schlagworten auszudrücken: Verstärkung meiner Selbsterziehung, größere Toleranz und Gelassenheit, Zuneigung und Vertrauen zu den Brüdern.
Und in drei Sätzen zusammengefasst:
Vertiefung meiner Meditation und dadurch grundlegende Erkenntnisse meiner Selbst, die meinen Glauben verstärkten.
Zuversicht, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde.
Gefühl der Geborgenheit und Zukunftszuversicht mit meiner Frau und meinen zwei Söhnen und meinen Brüdern Freimaurer an meiner Seite.
Denkanstoß: C. G. Jung und Freimaurerei
von Br. Werner H. Heussinger
Carl Gustav Jung (1875 – 1961) ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der modernen Psychologie und Tiefenpsychologie. Seine Theorien über das kollektive Unbewusste, Archetypen und Individuation haben tiefgreifende Auswirkungen auf das Verständnis der menschlichen Psyche. Interessanterweise zeigt Jungs Interesse an Mystik und symbolischen Systemen eine Verbindung zur Freimaurerei, die auch durch seine familiäre Vergangenheit gestärkt wird.
Immerhin war der in Mannheim geborene und in Heidelberg studierende Großvater von Carl Gustav Jung Großmeister der Schweizerischen Großloge Alpina, an deren Gründung er maßgeblich mitgewirkt hat. Auch er hieß Karl Gustav Jung – allerdings wird sein Carl nicht mit C, sondern mit K geschrieben. Und auch dessen Sohn – Ernst Georg Jung – war später Großmeister der Großloge Alpina.
Die Beziehung zwischen Carl Gustav Jung und der Freimaurerei ist komplex und vielschichtig. Obwohl Jung selbst kein Freimaurer war, zeigen seine tiefenpsychologischen Theorien und sein Interesse an symbolischen und rituellen Systemen eine deutliche Affinität zur freimaurerischen Denkweise. Die familiären Verbindungen zur Freimaurerei könnten Jung zusätzlich beeinflusst und sein Verständnis und seine Wertschätzung für symbolische Systeme vertieft haben. Jungs tiefenpsychologische Perspektive bietet wertvolle Einsichten in die Bedeutung freimaurerischer Symbole und Rituale, die als psychologische Werkzeuge zur Förderung der Individuation und spirituellen Entwicklung dienen. Diese synergetische Beziehung zeigt, wie alte esoterische Weisheiten und moderne psychologische Erkenntnisse Hand in Hand gehen können, um das menschliche Bewusstsein zu erweitern und die Selbstverwirklichung zu fördern.
Jung hätte freimaurerische Symbole als Ausdruck des kollektiven Unbewussten interpretiert. Zum Beispiel ist der Bau des Salomonischen Tempels ein zentrales Symbol der Freimaurerei. Für Jung könnte dieser Bau als Metapher für den Prozess der Individuation gesehen werden – den Aufbau eines inneren, spirituellen Zentrums, in dem das Selbst, das wahre Zentrum der Persönlichkeit, residiert.
Jung erkannte den psychologischen Wert von Ritualen als Mittel zur Kommunikation mit dem Unbewussten und zur Förderung des psychologischen Wachstums. Freimaurerische Rituale sind durchdrungen von symbolischen Handlungen, die den Initianden auf eine Reise der Selbsterkenntnis führen. Diese Rituale helfen, tief verwurzelte unbewusste Inhalte bewusst zu machen und tragen so zur psychischen Integration und Heilung bei.
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Werner H. Heussinger stellt sich bei Galileo TV / ProSieben den wichtigsten Fragen zur Freimaurerei.
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