Freimaurerorden

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Ausgabe Februar 2023

DREI FRAGEN AN BRUDER KLAUS-J. WILCKE

Engagierter Freimaurer mit großer Leidenschaft

„VOM FORT-SCHRITT“

Standpunkt und Denkanstoß von Br. Werner H. Heussinger

WAS IST DER WESENSKERN DER FREIMAUREREI ?

Nachgefragt beim Landesgroßmeister Horst Reimann

Der Wesenskern und das Alleinstellungsmerkmal der Freimaurerei ist das rituelle Erleben, das stetig neue Erfahrungshorizonte eröffnet. Der Logenbruder wird bei seinen Bemühungen um Selbsterkenntnis und Selbstveredelung durch geregelte, wiederkehrende rituelle Abläufe unterstützt. Symbolische Handlungen begleiten seinen Weg durch unseren Orden und bringen ihn mit einer Vielzahl sinngebender Symbole in Kontakt. Dieses Ritual handelt nach althergebrachten Abläufen und Strukturen mit uns. Da wir es zuvor nicht kennen, ist jeder Bruder auf tiefes Vertrauen in die Bruderschaft angewiesen. Diese zelebriert den rituellen Ablauf während einer Aufnahme in den Bund und gibt dem Aufzunehmenden Sicherheit. Daher finden diese rituellen Handlungen in einem geschlossenen Tempel statt, der den „geschützten Raum“ darstellt, in dem wir uns vertrauensvoll dem Ritual überlassen können, ohne Störung und Ablenkung.

DREI FRAGEN AN BRUDER KLAUS-J. WILCKE

Engagierter Freimaurer mit großer Leidenschaft

Br. Klaus-J. Wilcke wurde am 26. Juni 1945 in Berlin geboren und begleitete als sehr aktiver Freimaurer mindestens gefühlt so ziemlich alle Funktionen und Ämter, die es im Freimaurerorden gibt: So war er Logenmeister, Wortführender Andreasmeister und Kapitelmeister, also in allen Ordensabteilungen in Führungsverantwortung. Im Berufsleben erntete Br. Wilcke Gold in Form von zahlreichen goldenen Schallplatten für seine Erfolge als Co-Produzent und Tonmeister im Bereich der Unterhaltungs- bzw. Popmusik. Aber auch seine Erfolge mit Orchestern und Orgelaufnahmen in Kirchen verdeutlichen seine vielfältige Schaffenskraft. In seiner Funktion als Ausbilder und Dozent für Mediengestalter Bild und Ton lag Br. Klaus-J. Wilcke die Vermittlung von (zeitlosen) Werten über die fachlichen Kompetenzen hinaus besonders am Herzen.

WAS HAT DICH ZUR FREIMAUREREI GEBRACHT, WAS WAR DEIN ANTRIEB HIERZU ?

Br. Klaus-J. Wilcke:

Seit ich mich erinnern kann, hing an der Wand hinter dem Schreibtisch im „Herrenzimmer“ meines Elternhauses in Berlin-Lichterfelde ein großes Gemälde eines würdevollen älteren Herrn, dessen strenger Blick uns aus jedem Winkel verfolgte… eine besondere Maltechnik, wie mir damals meine Mutter erklärte.

Er flößte Respekt ein, und wenn meine Mutter von ihm sprach, klang ihre Stimme ganz automatisch ein paar db leiser, ehrfurchtsvoller: „Mein Großvater Oskar Meyer, er war Logenmeister im Pilgrim“!

Mit rund 5 Jahren sagte mir das gar nichts, aber ich ahnte, dass es etwas sehr Besonderes sein musste. Ich habe diese Erinnerung gespeichert, wie Vieles aus der Jugendzeit…

Etwa 40 Jahre später – Anfang der 90er Jahre, die Berliner Mauer war gerade gefallen – las ich im Hause meiner wiederentdeckten Jugendfreundin einen Artikel meines ehemaligen Berufskollegen aus den 70er Jahren – Eberhard Panne – in einer Ausgabe der Zirkelkorrespondenz: Zufall? Fügung? Dieser Artikel war berührend und informativ – und für mich überraschend, da ich nie damit gerechnet hatte, einen „wahrhaftigen Freimaurer“ in meinem beruflichen Umfeld kennen zu lernen.

Wir beide waren Tonmeister und hatten die gleiche Ausbildung in Düsseldorf absolviert – er fünf Jahre vor mir. Ich hatte noch seine Telefonnummer aufbewahrt aus der gemeinsamen Zeit in einem Frankfurter Tonstudio und sprach ihn auf diesen Artikel an. Er erzählte mir, dass er seit 1982 Mitglied der Frankfurter Johannesloge „Wilhelm zur Unsterblichkeit“ sei und lud mich zu einem Gespräch ein.

Bei unserem Treffen 1991 berichtete er mir von seinem „Erstkontakt“ zu einem Freimaurer, der ihn in seiner ganzen Lebensführung schon über viele Jahre besonders angenehm und vorbildlich erschienen war, und dessen Haltung und Gesinnung geprägt war von den Werten der Ordens-Freimaurerei, denen er nachzustreben bemüht war.

Auch ich berichtete ihm von meinem Urgroßvater, der Vorsitzender Meister in einer Berliner Loge vor dem 2. WK war, von dem meine Mutter mir berichtet hatte: klug, liebevoll und bei festlichen Familien-Anlässen immer eine humorvollen Tischrede vortragend – so hatte sie ihn in Erinnerung. Diese Gründe bewogen mich, einen Gästeabend der Loge zu besuchen, in der Br. Panne inzwischen Logenmeister war.

Dieses Gespräch mit Bruder Eberhard Panne und mein erster Besuch eines Gästeabends dieser Frankfurter Johannisloge haben bei mir den Grundstein gelegt, mich um eine Mitgliedschaft zu bemühen, die für mein ganzes Leben bereichernd sein sollte.

Ende 1992 verließ ich dann endgültig mein freiberufliches Lebensumfeld in Frankfurt/M., in dem ich 20 Jahre lang recht erfolgreich wirken konnte, und zog zu meiner wiederentdeckten Jugendfreundin nach Berlin… seit über 20 Jahren sind wir verheiratet.

Im Juni ‘93 wurde ich von meiner Mutter auf einen Artikel in der „Berliner Morgenpost“ aufmerksam gemacht, in dem eine freimaurerische Ausstellung auf der Spandauer Zitadelle angekündigt war, initiiert von der Loge „Zum Pilgrim“, der auch mein Urgroßvater angehörte.

Mein Besuch dieser Ausstellung war schließlich die Initialzündung zu meiner nunmehr 30jährigen Mitgliedschaft in der Loge meiner Vorväter, denn wie sich herausstellte, waren auch der Vater meines Urgroßvaters und dessen Schweigersohn – der Vater meiner Mutter, von ihm 1920 aufgenommen – dort Mitglied, was ich vorher nicht wusste.

Im Herbst ‘93 besuchte ich noch zwei Gästeabende des ‚Pilgrim‘, unterschrieb den Aufnahmeantrag und Ende Januar 1994 erfolgte dann meine feierliche Aufnahme im ‘Pilgrim‘: ein bedeutender Schritt in meinem Leben.

So gab ein Gespräch mit meinem sympathischen und hilfsbereiten ehemaligen Berufskollegen den äußeren Anlass, mich näher mit der Freimaurerei zu beschäftigen, die „innere Motivation“ war aber wohl die – bislang eher unbewusste – Suche nach den Sinnfragen des Lebens: Woher komme ich? Was mache ich hier eigentlich? Wohin wird die Reise gehen? Aber vielleicht bewirkten auch die Gene diesen Schritt, denn seit 1856 gehörten meine Vorväter der Freimaurerei an.

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WAS IST FÜR DICH DAS WICHTIGSTE ALS FREIMAURER ?

Br. Klaus-J. Wilcke:

Das Gefühl, zu einer Gemeinschaft edel gesinnter Herren zu gehören, die in der Tradition großer gesellschaftsprägender Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft und Politik standen, war zunächst ein sehr erhebendes Gefühl.

Im Laufe der Zeit nach meiner Aufnahme gesellte sich zu diesem erhebenden Gefühl aber auch der Wunsch, mich in diese Bruderschaft nach Kräften einzubringen, die Gemeinschaft mitzugestalten.

Um nun die Frage konkret zu beantworten: Für mich als Freimaurer ist das wichtigste, Engagement in der Loge zu zeigen, und letztlich Verantwortung für unsere gemeinsamen Ideale zu übernehmen: dem Orden dienen – nicht allein aus Pflichtgefühl, sondern aus Freude an der Gestaltung unserer Gemeinschaft – die dort erfahrenen Werte tatsächlich leben, und sie darüber hinaus auch im beruflichen und privaten Umfeld in die Gesellschaft tragen, von der wir ein nicht ganz unwesentlicher Teil sind – das sind für mich die Schwerpunkte.

WIE HAT DIE FREIMAUREREI DICH UND DEIN LEBEN VERÄNDERT ?

Br. Klaus-J. Wilcke:

Der Prozess des „Erkenne Dich selbst“, den ich durch die und in der Freimaurerei kennen gelernt habe, ist tatsächlich ein lebenslanger Prozess. Nach wie vor gibt es Herausforderungen, denen ich mich stellen muss: überraschend immer wieder, was alles so möglich ist… Lebenslanges Lernen, offen sein für Erfahrungen und Erkenntnisse IN DER GEMEINSCHAFT, und diese in sein Leben zu integrieren, das sind für mich wesentliche Erfahrungsschätze, die mir erst die Freimaurerei ermöglicht hat.

In der Bruderschaft war für mich – ich muss das in der Vergangenheitsform sagen – eine erfüllende Symbiose von „Pflicht und Neigung“ möglich: ich konnte meine berufliche Neigung als Musiktonmeister, Sprecher und Moderator für Musikveranstaltungen mit den ehrenamtlichen Aufgaben für die Loge auf eine konstruktive Weise miteinander verbinden und in Einklang bringen.

Und ich habe mich bemüht, an mir zu arbeiten – bin mehr „in Ordnung“ geworden, und vorsichtiger, aber auch nachsichtiger – und umsichtiger, und auch sensibler… glaube ich.

Zudem durfte ich auch unter den Brüdern anderer Logen und anderer Lehrarten Persönlichkeiten kennen lernen, die mich beeinflusst haben: einen Alt-Philologen, der die griechischen und lateinischen Urtexte der Bibel für mich zum Teil sehr neu zu interpretieren wusste, der aber eigentlich ein Kunstmaler war (und überdies als Hornist in einem Posaunenchor wirkte), oder einen Zahnarzt aus Hamburg mit großer Sozialkompetenz, der mit großem Erfolg einen sehr eigenen Weg der Zahn-Heilung ging… oder einen Musikwissenschaftler, der international als Organist und Maler unterwegs war… viele vortreffliche Musiker, viele vortreffliche Menschen, viele vortrefflichen Brüder, die auch Freunde geworden sind: alle haben mich auf meinem freimaurerischen Weg geprägt und mein Leben sehr bereichert. Allen bin ich zutiefst dankbar für ihr Vertrauen und ihre brüderliche Liebe.

Aber auch im profanen Leben habe ich mich bemüht, meine menschlichen Erfahrungen durch die Freimaurerei weiterzugeben.

Rückblickend kann ich sagen, dass die Freimaurerei für mich eine prägende Wirkung für das ganze Leben hatte und hat. Bei der Vielfalt an Eindrücken, denen wir jeden Tag ausgesetzt sind, ist es umso wichtiger, sich zu zentrieren, sich „in Ordnung“ zu halten. Dabei hatte und hat Freimaurerei für mich einen wesentlichen Anteil.

Mir bleibt nur, der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass in diesen sich rasch verändernden Zeiten mit ihrer Informationsflut und den unabsehbaren Folgen von KI, in der wirtschaftliche und machtpolitische Interessen vermehrt im Vordergrund stehen, nicht die traditionellen Werte und Meistertugenden wie Mäßigkeit, Barmherzigkeit, Toleranz und Mitmenschlichkeit auf der Strecke bleiben.

Standpunkt und Denkanstoß

„VOM FORT-SCHRITT“

Im sogenannten „Informationszeitalter“ werden wir an Informationen so gefesselt, dass sie uns Zeit wegnehmen, wenn wir meinen, alles wissen zu müssen, was uns dargeboten wird. Es braucht einige Zeit, um sich von solchen Gewohnheiten zu lösen, die zu Zwängen geworden sind, und ferner zu erkennen, dass Informationen nicht dasselbe sind wie heilsames Wissen oder gar Weisheit.

Heute suchen viele Menschen wieder dieses verlorene Verweilen, das zugunsten einer angeblichen „schöpferischen Unruhe“ aufgegeben worden ist. Diese endet, wenn sie nicht weiß, was sie tun soll, im Aktionismus. Da das Getane nicht sinnvoll ist und nur dafür sorgt, in Bewegung zu bleiben, ist es lediglich ein Rennen, ein Davonrennen, ein Rasen. Es sind viel weniger die Sachzwänge als wir selbst, die uns hetzen, zum Fortschritt zwingen. Fortschritt ist ein verkanntes, aber verräterisches Wort, denn hier wird nicht auf ein Ziel zugeschritten, sondern von etwas – wohl von der Mitte, die der Meditierende wieder sucht – „fort“ geschritten. Die Ambivalenz dieses „Fortschritts“ ist uns trotz aller hilfreichen

Erfindungen langsam klar geworden.

Johann Wolfgang von Goethe scheint unser rasendes Informationszeitalter vorausgeahnt zu haben, als er in seinen „Chinesisch-Deutschen Jahres- und Tageszeiten“ dichtete:

„Mich ängstigt das Verfängliche

Im widrigen Geschwätz,

Wo nichts verharret, alles flieht,

Wo schon verschwunden, was man sieht; Und mich umfängt das bängliche,

Das graugestrickte Netz.“

Werner H. Heussinger

Landesgroßredner

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