Freimaurerorden
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Ausgabe Juli 2023
DREI FRAGEN AN BRUDER ARMIN BAGHAI
Engagierter Logenmeister mit viel Lebensmut
FREIMAUREREI ALS INSTITUTION DES BRÜCKENBAUS ZWISCHEN MENSCHEN
Standpunkt und Denkanstoß von Br. Werner H. Heussinger
WIE BEDEUTEND IST DIE FREIMAURERISCHE FORSCHUNG ?
Nachgefragt beim Landesgroßmeister Horst Reimann
In der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland hat die freimaurerische Forschung eine Jahrhunderte alte Tradition. So bedeutende Historiker wie die Brüder von Nettelbladt und Widmann im 19. Jahrhundert, Begemann, Kneisner, Gloede, Hieber, Possart und Runkel zu Anfang des 20. Jahrhunderts haben durch wissenschaftliche Veröffentlichungen ihre Spuren in der freimaurerischen Forschung hinterlassen, auf die wir heute noch gerne zurückgreifen. Schon damals bestand in der Großen Landesloge eine „Wissenschaftliche Kommission“, deren Publikationen mit zu den Standardwerken der freimaurerischen Geschichtsforschung zählen.
Mit der Forschungsvereinigung FREDERIK verfügt die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland seit 1982 über ein eigenes Forschungsorgan, dessen Veröffentlichungen von Anfang an auch internationale Anerkennung gefunden haben. Die Forschungsvereinigung FREDERIK in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins hat sich die Aufgabe gestellt, die Traditionspflege der Logen zu unterstützen, um alle Brüder in die Lage zu versetzen, Geschichte und Inhalt unserer einzigartigen Freimaurer-Tradition besser verstehen zu lernen. Sie ist der völkerverbindenden Idee der Freimaurer verpflichtet und betreibt auch Grundlagenforschung zur Vor- und Frühgeschichte der Freimaurerei. Die geistige und humanitäre Ausrichtung der Freimaurer, unabhängig von Ländern, Grenzen und Sprachen, ist von Anfang an geprägt durch eine christlich-humanitäre Grundhaltung. War doch schon die Loge FREDERIK zu Flensburg 1863 durch das von dem dänischen König genehmigte Patent dazu ausersehen, nach Bedarf die Arbeiten und Vorträge in deutsch oder dänisch durchzuführen. Wer mehr über unsere Forschungsvereinigung wissen möchte besucht am besten die Website.
DREI FRAGEN AN BRUDER ARMIN BAGHAI
Engagierter Logenmeister mit viel Lebensmut
„Die Freimaurerei ist für mich eine Lebensphilosophie“, sagt Armin Baghai, Logenmeister der Johannisloge Stormarn in Bad Oldesloe. „In der Freimaurerei geht man auf die Suche: Nach dem Sinn des Lebens, nach dem, wie man sich selbst im Leben entwickeln kann, wie man sich mit sich selbst und den eigenen Werten auseinandersetzen kann – eine ständige Arbeit an sich selbst.“
Für Armin Baghai wurde die Begegnung mit der Freimaurerei zu einem Wendepunkt im Leben. 2009 war es, als eine Lesung in der Johannisloge in ihm die Neugierde an der Freimaurerei weckte. 39 Jahre alt war er da, dreifacher Vater und seit vielen Jahren in der Immobiliensparte für eine Bank tätig. Mittlerweile hat er sich als Immobilienmakler erfolgreich selbstständig gemacht.
Das Leben von Armin Baghai ist geprägt von einer mutigen Flucht aus dem Iran im Jahr 1982. Armin wurde 1970 im Iran geboren und verbrachte seine frühe Kindheit in einer Zeit beginnender politischer Unruhen und Unsicherheiten. Als die politische Lage sich verschärfte, entschieden seine Eltern, dass es für die Sicherheit notwendig war, dass Mutter und Kinder das Land verlassen. Im Jahr 1982, als Armin gerade zwölf Jahre alt war, wagte die Familie den gefährlichen Schritt, um in die Freiheit zu fliehen. Unter großem Risiko überquerten sie Grenzen, überwanden Hindernisse und versteckten sich vor den Behörden, um ihre Verfolger abzuschütteln. Nach einer beschwerlichen Reise und vielen Unsicherheiten erreichte Armin zusammen mit seiner Familie endlich Hamburg. Die Stadt öffnete ihre Tore und bot ihnen eine neue Heimat. Hamburg empfing sie mit offenen Armen und bot Sicherheit, Möglichkeiten und kulturelle Vielfalt. Für Armin war es ein Wendepunkt in seinem Leben.
In Hamburg lernte er viele Freunde kennen, sich an eine neue Kultur anzupassen und ein neues Leben aufzubauen. Es war eine Herausforderung, aber Armin war entschlossen, die Chancen zu nutzen, die sich ihm boten. Durch Engagement und hartes Arbeiten erwarb er neue Fähigkeiten und begann, seine beruflichen Ziele zu verfolgen.
Im Laufe der Jahre hat Armin in Hamburg eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Er hat eine erfolgreiche berufliche Karriere aufgebaut und ist zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft geworden. Seine Geschichte ist ein Zeugnis für den menschlichen Überlebenswillen und die Fähigkeit, aus schwierigen Umständen Kraft zu schöpfen. Armin ist zu einer inspirierenden Figur geworden, die anderen Mut macht, Hindernisse zu überwinden und ihre Träume zu verfolgen.
WAS HAT DICH ZUR FREIMAUREREI GEBRACHT ?
Br. Armin Baghai:
Im Jahre 2009 habe ich einer Lesung einer Autorin über einen Freimaurerkrimi beigewohnt, welche im Logenhaus in Bad Oldesloe stattfand. Die Lesung und das faszinierende Logenhaus weckten mein Interesse, so dass ich Kontakt zu einem mir bekannten Logenbruder aufnahm. Aus meinem Interesse wurden Neugier und Gefallen, so dass ich ein Jahr später in die Johannisloge Stormarn aufgenommen wurde. Hier fand ich, ohne es geahnt zu haben, eine vertraute Bruderschaft und die sogenannten Geheimnisse der Freimaurerei, die mein Leben bereichern und vervollständigen.
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WIE HAT DIE FREIMAUREREI DICH UND DEIN LEBEN VERÄNDERT ?
Br. Armin Baghai:
Die Freimaurerei kann auf unterschiedliche Weise das Leben eines Menschen verändern oder bereichern. Es ist wichtig zu beachten, dass die Erfahrungen und Auswirkungen der Freimaurerei von Person zu Person variieren können. Jeder Freimaurer hat seine eigene einzigartige Erfahrung. Hier sind jedoch meine Aspekte, die von mir als lebensverändernd empfunden werden:
Die Freimaurerei bietet mir die Möglichkeit, Teil einer Gemeinschaft von Menschen zu sein, die ähnliche Werte und Ideale teilen. Durch die Teilnahme an den Treffen und Aktivitäten der Freimaurerloge kann man neue Freundschaften schließen und ein Gefühl der Brüderlichkeit erleben.
Die Freimaurerei legt großen Wert auf persönliches Wachstum und moralische Verbesserung. Durch die Teilnahme an rituellen Zeremonien, Diskussionen und Lehren der Freimaurer werden ethische Werte, Tugenden und philosophische Ideen erkundet. Dies führt zu einem tieferen Verständnis der eigenen Werte, einer Stärkung des Charakters und einer bewussteren Lebensführung. Durch die regelmäßige und wiederkehrende Beschäftigung mit diesen Themen fühle ich mich in einem ständigen Wandel und offenen Gesprächen mit mir selbst.
Durch unser soziales Engagement und wohltätige Aktivitäten, um anderen zu helfen und Gutes in der Gesellschaft zu bewirken, bekomme ich persönlich auch ein gutes Gefühl der Erfüllung.
KANNST DU ETWAS ZU DEINER AUFNAHME GANZ KONKRET SAGEN?
Br. Armin Baghai:
Die Freimaurerei hat mir die Möglichkeit gegeben, mich noch viel mehr selbst zu hinterfragen in bestimmten Situationen. Die Freimaurerei schafft Möglichkeiten, besser mit sich selbst umzugehen, sich zu trainieren, auch Dinge anders zu machen.
Entsprechend prägend war für mich das Aufnahmeritual. Ich fand‘s toll, gigantisch. Das ist wirklich ein ganz beeindruckendes Ritual. Es ist wie zu einem weiteren Glied einer Kette zu werden. Das sei schon ein ganz tolles Gefühl. Und: Die Entscheidung für die Freimaurerei ist eine fürs Leben.
Standpunkt und Denkanstoß
FREIMAUREREI ALS INSTITUTION DES BRÜCKENBAUS ZWISCHEN MENSCHEN
Freimaurerei kann nur in freien Gesellschaften bestehen. Dort, wo Unfreiheit herrscht, sind Ressentiments gegen Freimaurer schnell auf der Tagesordnung. In den Logen werden Menschen zu Brüdern, die sich im profanen Leben wahrscheinlich nicht mal getroffen, geschweige denn kennengelernt hätten. Menschen werden so wirklich zusammengeführt. Manche sprechen von einem »Stück Kitt«, der Menschen verbindet. Nicht umsonst stellte der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler am 15. Dezember 2008 bei einem Treffen mit führenden Freimaurern auf Schloss Bellevue fest: »Die Freimaurerei hat einen festen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft.« Dass Freimaurerei oft als eine Institution des Brückenbaus zwischen Kulturen und zwischen Menschen gesehen wird, ist sicherlich zutreffend, vor allem unter den Prämissen: Alle Menschen sind gleichwertig. Alle Menschen sind Brüder und Schwestern. Alle Menschen müssen frei sein.
Kein Wunder, dass man nur dort Logen findet, wo eine freiheitliche Grundordnung herrscht. Fundamentalismus und Diktatur vertragen sich einfach nicht mit Freimaurerei – um es einmal vorsichtig auszudrücken. Freimaurer sind nicht selten idealistische Menschen, die vor allem an sich selbst arbeiten wollen. Wirren fundamentalistischen Ideen zu folgen oder sich Diktaturen zu unterwerfen – das geht für einen Freimaurer nun wirklich nicht. Extremisten und Fanatiker können per se niemals echte Freimaurer sein.
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Werner H. Heussinger
Landesgroßredner der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland / Freimaurerorden
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