AUF EIN WORT MIT DEM FREIMAURERORDEN – Mai 2024 - Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland e.V.

Freimaurerorden

AUF EIN WORT MIT DEM FREIMAURERORDEN.

Der Newsletter zur Homepage der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.

Ausgabe Mai 2024

Nachgefragt beim Landesgroßmeister Horst Reimann

Was „macht“ die Freimaurerei ?

Aus guten Männern bessere machen – das ist die einfache Antwort. Das wesentliche der Freimaurerei ist die Liebe zum Menschen an sich, unabhängig von Nation, Stand oder Religion.

Freimaurerei wirkt primär über ihre Brüder und weniger über ihre Organisationen. Es ist in erster Linie der einzelne Freimaurer, der sich engagiert und der willens ist, seine gebildeten mitmenschlichen Fähigkeiten in der Gesellschaft oder in seinem direkten Umfeld gestaltend-schöpferisch einzubringen.

Die Persönlichkeitsentwicklung erfolgt dabei durch den Bruder selbst, jedoch in einer Gemeinschaft sehr verschiedener Männer mit gleichem Ziel. Wir sind damit eines der ältesten und mit herausragenden Alleinstellungsmerkmalen versehenen „Netzwerke zur Persönlichkeitsentwicklung.“

Bruder Michael Groß, Freimaurer mit Herz und Seele und immer auf der Walz

Bruder Michael Groß wurde 1976 in Nürnberg geboren. Er ist leidenschaftlicher Handwerker und führt seit 1999 einen eigenen Handwerksbetrieb als Fliesenlegermeister.

In seiner Loge Zur Pyramide in Karlsruhe (www.zur-pyramide.de) ist er insbesondere für die neuen Brüder eine hilfreiche Stütze in der Gestaltung ihres Weges im Freimaurerorden. Auch besucht er auf seinen Reisen in andere Länder enthusiastisch die dortigen Logen – frei nach dem Motto „Reisen bildet“. Für Bruder Michael Groß ist der Weg des Freimaurers eng mit der Metapher „Wanderjahre“ verknüpft.

Was hat Dich zur Freimaurerei gebracht ?

Was hat Dich zur Freimaurerei gebracht ?

Br. Michael Groß: Interesse und Neugierde! Schon als Jugendlicher habe ich Bücher über Freimaurer gelesen. Besonders hat mich dort das Thema „Bruderschaft“ stark beeindruckt, da ich von dem Gedanken eines Zusammenhalts in der Bruderschaft als Handwerker fasziniert war.

Durch Zufall habe ich bei einem Auftrag für meinen Betrieb einen Freimaurer kennengelernt. Bei einer Tasse Kaffee hat er mir von seiner Loge erzählt. Die schon vorhandene Neugierde wurde hierdurch richtig entzündet. Da diese Flamme sich nicht mehr löschen ließ, habe ich mir dann dessen Loge in Karlsruhe bei einem Gästeabend angesehen.

Die herzlichen und interessanten Gespräche, die ich an diesem Abend und weiteren Abenden mit den Brüdern führte, haben mich so begeistert, dass ich mich zur Aufnahme beworben habe.

Was ist für Dich das Wichtigste als Freimaurer ?

Br. Michael Groß: Freimaurerei ist für mich eine Entwicklung, dass wir immer wieder an uns selbst arbeiten können. Es geht um Gemeinschaft, Brüderlichkeit und Zusammenhalt. Auch habe ich viele Freunde unter den Brüdern gewonnen, die ich nicht mehr missen möchte.

Auch sind unsere Rituale wesentlicher Bestandteil für mich. Unsere Rituale bringen mich zum Nachdenken, sie machen mich besinnlich und tragen zu meiner persönlichen Entwicklung maßgeblich bei. Sie sind sehr wirkmächtig.

Gerade die Begegnung mit anderen Brüdern und die dabei entstehenden offenen und ehrlichen Gespräche mit diesen Brüdern, helfen mir die Werte des Freimaurerordens zu lernen und erleben zu können.

Meine Engagements in der Bruderschaft und in der Loge helfen mir, viele Fragen und Antworten, die ich mir immer wieder gestellt habe, zusammenzufügen.

Wie hat die Freimaurerei Dich und Dein Leben verändert ?

Br. Michael Groß: Unsere Tugenden haben in meinem gesamten Umfeld, geschäftlich wie privat, mir geholfen, geradliniger durch mein Leben zu gehen.

Ein von mir gegebenes Wort ist für mich sehr vorrangig geworden, da dies zu meiner eigenen Prüfung an mir selbst als Maßstab gilt.

Gerade das lebendige Netzwerk des Ordens hat mich in vieler Hinsicht persönlich gestärkt.

Für mich ist es zur Aufgabe geworden, sich in den Orden einzubringen und für viele Brüder einfach da zu sein. Somit verbringe ich viel Zeit mit den Brüdern, was ich nicht mehr missen möchte.

Respekt vor jedem Menschen ist mir NOCH wichtiger geworden und dass ich meine Mitmenschen so nehme wie sie sind, mit all ihren Fehler und Stärken, ohne Vorbehalt.

Denkanstoß: Warum die Freimaurerei gerade heute so wichtig ist…

von Bruder Werner H. Heussinger

Unser technisch-naturwissenschaftliches Denkens hat uns zweifelsohne sehr viele Erfolge auf einer bestimmten Ebene gebracht. Diese Art des Denkens hat aber die Welt oft in einer Weise als vergegenständlicht, entseelt und entmenschlicht dargestellt, dass sie als leer und öde erscheint – nicht nur gottlos, sondern »tote Materie«, eine Summe von »Stoffen und Kräften«, die wir glauben durch Erkenntnis der Ursachenketten nach Belieben berechnen und manipulieren zu können, sodass sie uns außer Zahlen und Fakten »nichts mehr zu sagen« haben und die Dichter[1], die sie einst besangen, vermeintlich im Unwirklichen herumfantasieren, welt- und realitätsfremd sind. Unsere eigene Eingebundenheit in diese Welt dürfen wir nicht nur kognitiv verstehen, sondern wir müssen sie auch seelisch erfahrbar machen. Wir sollten unseren eigenen Erfahrungen trauen dürfen und uns dabei in unserem Inneren berühren lassen können. Auf diese Weise stillen wir auch unsere menschlichen Grundbedürfnisse nach Autonomie und Verbundenheit.

Um dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen, ist es bei Weitem nicht ausreichend, die Welt ständig weiter ohne »Geistiges Band« in ihre Einzelteile – in ihre Datensätze – zerlegen zu können. Es gilt, auch unser Denken, Fühlen und Handeln wieder miteinander zu verbinden und in Einklang miteinander zu bringen. Und das ist für Freimaurer eine geübte Praxis.

Freimaurer sehen und erfahren in der Loge, wie Brüderlichkeit gelebt und ethische Entwicklung gepflegt wird, wie man dort als Mensch mit Geist, Herz und Seele, als ganze Person, angesprochen und gefordert wird. Im Mittelpunkt steht das freimaurerische Ritual, das stetig neue Erfahrungshorizonte eröffnet.

Ein Ziel dabei ist es, die humanistischen und damit auch christlichen Ideale unseres Kulturellen Gedächtnisses, wie sie schon bei den griechischen Philosophen und in der Bibel überliefert sind, in die Gesellschaft zu tragen und durch das Vorleben dieser Ideale die Welt – zumindest ein klein wenig – besser zu machen. Freimaurer sind sich ihrer humanistisch-abendländischen Wurzeln genauso bewusst wie der jahrtausendealten Einflüsse antiker Mysterienbünde. Auf den Punkt gebracht trifft hier durchaus der Satz zu: »Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.«

Um an dieser Stelle kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Freimaurerei ist weder Religion noch Kirche und lehrt keine religiöse Heilsdoktrin.

Jeder Bruder als einzelner Freimaurer hat seine Religion, seinen ganz persönlichen Glauben. Seine nur ihm innewohnende religiöse Überzeugung bleibt ausschließlich eben ihm überlassen und wird niemals und von niemandem auch nur im Geringsten beeinträchtigt.

[1] Im Sinne von »Dichter und Denker« als eine stehende Wendung, die die Verbindung von Kunst und Wis- senschaft in einer Person oder Gruppe bezeichnet.